2025-06-03

SAFIA RN - Achal Tekkiner - Vom Wildfang zum Nachwuchspferd Teil 3

Zwischenzeitlich ist das Frühjahr in vollem Gange und viel ist passiert. Safia musste leider aus der Herde mit 2 anderen Stuten rausgeholt werden, die sie so stark rossen, dass die Wallache fast aufsteigen. Das ist uns zu gefährlich geworden und deshalb gab es diesen gravierenden Einschnitt.

Bis dahin hat Safia immer mehr Aufgaben in der Herde übernommen. Es macht den Eindruck, als wolle sie die Leitung recht schnell einnehmen. Das ist wirklich absolut erstaunlich, denn es ist überhaupt nicht altersgemäß, unterstreicht aber ihren Charakter. Ebenfalls fordert sie bei den Ausritten ein, über Tempo zu bestimmen. Sie versucht Darakhshan vorzuschreiben, dass z.B. Galopp ansteht und der Trab ihr jetzt gar nicht passt. Ich muss dann immer wieder mal deutlich machen, dass ich auch noch dabei bin und hier Tempo und Richtung angebe. Das war eine Zeitlang heftig, denn beide wollten das dann untereinander ausmachen. Mittlerweile konnte hier wieder eine gute Einigung erzielt werden, so dass die Harmonie wieder hergestellt wurde. In dieser Phase ist Safia auch immer wieder abrupt stehen geblieben und ich musste sie immer wieder einsammeln. Diesen Protest kenne ich gut von allen anderen Jungpferden vorher und weis dies einzuschätzen. Es ist leider nervig und auch nicht gut für meinen Rücken und der meiner Reitstute, aber Darakhshan war als Jungpferd nicht anders. Über diese Zeiten muss man einfach drüber arbeiten.

Neben der Arbeit am Seil frage ich zwischendurch auch schon Aktionen in der Freiarbeit ab – allerdings im Roundpen und sehr einfache Sachen. Es geht darum, die zarte Basis auf verschiedenen Ebenen und Wegen zu vertiefen. Die abwechslungsreiche Arbeit gefällt ihr. Handpferdreiten, alleine spazieren gehen -oder mal mit dem Hund, Führarbeiten in der Bahn, Anti-Schreck Training, aber vor allem viele Tage nichts tun. Da reichen die täglichen Putzeinheiten an der Anbindestange die eingebaut sind von Schermaschine, Hufschmied, Müllsack vorbeirascheln usw. Auch das ist Training, wenn auch mehr mental. Jungpferde können sich nicht lange konzentrieren. Hier ist es wichtig, eine gute Balance zu finden, den Spaß bei der Zusammenarbeit im Vordergrund zu lassen.

Ein spannender Einsatz liegt nun vor uns. Das Showprogramm der Pferd International in München. Wir nehmen Safia dieses Jahr mit und sie darf neben Darakhshan als Handpferd in die Arena reiten. Ziel ist es, dass Sie sich auf Darakhshan und mich konzentriert und sich nicht zu stark ablenken lässt. Nach ein paar Runden auf beiden Händen im Trab und Galopp übernimmt Ronja Safia, damit ich Darakhshan dem Publikum gebührend präsentieren kann. Ronja wird Safia an der Hand präsentieren. So weit der theoretische Plan…..

Wir haben vorgearbeitet. Fahnen-Training, Fußballplatz-Gejohle im Live Modus beim Nachbarverein usw. Trotzdem ist ein solcher Einsatz nicht zu üben. Es wird sich herausstellen, ob sie ein Showgirl ist – eine echte Rampensau – oder ob sie in Schockstarre erfriert oder gar in einen Stressmodus verfällt.

Auch bei Darakhshan ist es ein Spiel mit dem Feuer. Alleine mit mir ist es immer eine safe Nummer. Sie liebt die Shows und glänzt gerne. Wenn auch mit viel Power und wie eine Zeitbombe, aber immer gut zu arbeiten. Sie kann aber auch ganz anders, wenn Herdenmitglieder dabei sind. Da habe ich sie schon erlebt wie ein Wildpferd, dass in seinem Leben noch nie etwas von Erziehung gehört hat. Das war ein solch schreckliches Erlebnis für mich, da ich mein Pferd nicht wieder erkannte. Als Leitstute hatte sie da überhaupt keine Zeit für mich und musste doch auf die Ponys und Pferde am anderen Ende des Platzes aufpassen. Wirklich Krass.

Somit bin ich diesmal völlig offen was passiert. Im Besten Fall wollen beide sich gegenseitig übertrumpfen und bleiben zumindest händelbar.

Im schlechtesten Fall müssen wir einfach das Beste daraus machen, einige Schritte zurückdrehen und improvisieren. Auf jeden Fall wird es eine spannende Geschichte und wir freuen uns sehr drauf.